Die Kindervilla
Die Hintergründe
Bereits während der Diskussionen um den Spielplatz im Stadtpark am Rathaus, der von der SPD-Fraktion initiiert wurde, kamen die Fraktionen von FDP, UWG, CDU und Grüne auf die glorreiche Idee Halver eine Kindervilla zu bescheren. Die Idee, die dahintersteckt, ist es der Stadt mehr Betreuungsplätze für Kleinkinder unter 3 Jahren (U3) in der Großtagespflege (im Erdgeschoss) und einen Kindertreff (im Obergeschoss) zu bieten. Für einen ersten umfassenden Bericht der Heimatzeitung zum Thema posierten dann Werner Lemmert (UWG), Sascha Gerhardt (FDP), Martina Hesse (CDU) und Matthias Clever (Grüne) vor der Remise der Villa Wippermann.
Bereits seit Januar 2018 beschäftigte sich die Halveraner Politik mit diesem Vorhaben. Ein gemeinsamer Antrag der vier Fraktionen, die erforderlichen Mittel dafür noch im Haushalt für 2019 zu berücksichtigen, wurde am 28. September 2018 an Bürgermeister Michael Brosch gestellt, der dann in die betroffenen Fachausschüsse Eingang finden sollte.
Die Kindervilla ergäbe mittel- und langfristig einen Sinn um die Bedarfe junger Familien ab der Geburtenjahrgänge 2020/21 zu decken. Immerhin könnten dann dort bis zu neun Kinder pädagogisch betreut und gefördert werden. Der Kindertreff könne den Spielplatz gut mit Räumlichkeiten für ein unterstützendes und ergänzendes pädagogisches Angebot unterstützen, hieß es. Gemeinsam könnten Spielplatz und Kindervilla das Angebot für Familien mit Kindern besonders attraktiv machen, argumentierten die Fraktionen weiter. Und in der Garage der Villa könnten die öffentlichen Toiletten eingebaut werden. Alles in allem wäre dies ein Alleinstellungsmerkmal an dem auch verschiedene Aktivitäten stattfinden können. Auch konnten sich die vier Fraktionen einen entsprechenden Umbau von der Stadtdirektorenvilla zur Kindervilla gut vorstellen.
Der Pflegedienst verliert durch die Kindervilla einen idealen Standort
Bereits lange vor Beginn der Diskussionen zur Kindervilla war die ehemalige Stadtdirektorenvilla in der Schulstraße 4 das Domizil des Pflegedienstes „In guten Händen“ geworden, der sich hier gut etabliert hat. Neben den Büroräumen wurde hier im Erdgeschoss auch das barrierefreie Café Vier Jahreszeiten eingerichtet. Auf der Homepage des Pflegedienstes heißt es dazu: „Unter dem Motto ‚In guten Händen mit Herz‘ treffen sich die von uns betreuten Senioren auch in unserer Begegnungsstätte ‚Café Vier Jahreszeiten‘ zum geselligen Beisammensein mit Gleichgesinnten.“ Das findet jeden Donnerstag von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr statt. Wer keine Gelegenheit hat ins Café zu kommen kann sich auch abholen und wieder nach Hause bringen lassen.
Kommt die Kindervilla, dann muss sich der Pflegedienst ein neues Domizil suchen – zum Leidwesen der betroffenen Senioren und Behinderten, die das Café-Angebot so gerne nutzen. Sicher, ginge es hier nur um irgendwelche Büroräume, dann wäre ein Umzug vermutlich kein großes Problem. Aber eine geeignete Immobilie zu finden, in der auch das Café Vier Jahreszeiten weiter bestehen kann, scheint nahezu aussichtslos. Muss hier wieder einmal mehr ein gutes Projekt, diesmal zum Leidwesen der Senioren und Behinderten, scheitern, weil politisch etwas anderes gewollt ist?
UWG, FDP, CDU und Grüne wollen, so hieß es, die Realisierung der Kindervilla in Absprache mit dem Pflegedienst erreichen. Gemeinsam wolle man alternative Büroflächen besichtigen. Von Räumen für das Café war da keine Rede. Die Politiker machten es sich wieder einmal recht einfach. Zwar hieß es bei der Antragstellung Ende September 2018, dass der Pflegedienst von Melanie Hedtfeld bei einem möglichen Umzug nicht beeinträchtigt werden soll, doch wie das vonstattengehen soll, ist dabei nicht zur Sprache bekommen. Ein Umzug beeinträchtigt immer den Geschäftsablauf – mindestens für Tage, wenn nicht gar für Wochen. Zudem sagte Werner Lemmert (UWG), der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Jugend, gegenüber der Heimatzeitung, dass man im Vorfeld stets das Einvernehmen mit Melanie Hedtfeld vom Pflegedienst gesucht und sie über die Pläne informiert habe. In der Öffentlichkeit war allerdings ein ganz anderer Eindruck entstanden.
Der Pflegedienst benötigt ausreichende Flächen für vier Büroräume, Umkleideräume, getrennte Toiletten, eine Küche und einen großen Aufenthaltsraum, in dem auch das Café Vier Jahreszeiten weiterbetrieben werden kann. Außerdem müssen etwa zehn Auto-Stellplätze vorhanden sein.
Im Mai 2019 wurde bekannt, dass der Pflegedienst neue Räume gefunden hat. Anfang September 2019 war es dann soweit und der Umzug von der Schulstraße in die Jägerstraße, zum früheren Standort des Autohauses Langenscheidt, wurde durchgeführt. Dort gab es dann am Samstag, dem 14. September 2019, einen Tag der offenen Tür. Kleiner Wehrmutstropfen: Im neuen Domizil am neuen Standort steht etwas weniger Fläche zur Verfügung. Das wurde damit kompensiert, indem das Archiv digitalisiert wurde.
Der Kostenfaktor für die Kindervilla
Eine erste Kostenschätzung der Verwaltung für die Sanierung und den Umbau zur Kindervilla lag bei 380.000 Euro. Für die Sanierung der Außenfassade wurden 130.000 Euro veranschlagt. Diese sei jedoch verzichtbar hieß es. Wie bitte? Man vertreibt den Pflegedienst für ein angebliches Renommee-Objekt, dass sich in das komplett neugestaltete und erschaffene Gelände integrieren soll und meint die Außenfassade marode zu lassen um 130.000 Euro einsparen zu können? Das wird doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Da sollte man dann doch lieber die Finger davonlassen. Für den Umbau des Erdgeschosses zur Nutzung als Großtagespflege wurden 75.000 Euro veranschlagt und für den Umbau des Obergeschosses für eine offene Kinderbetreuung wurden die Kosten auf 175.000 Euro geschätzt. In der Gesamtkalkulation von 380.000 Euro fehlen allerdings noch die Kosten für den Ausbau der Toiletten, wenn diese in die Garage eingebaut werden sollen. Ursprünglich waren diese in der Remise der Villa Wippermann angedacht. Dafür hatte der Haushalt der Stadt für 2019 ganze 35.000 Euro eingeplant. Solche öffentlichen Toiletten sind wohl die Voraussetzung zur Förderfähigkeit des Spielplatzprojektes.
Hü oder Hott? Auch nach den Sitzungen im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen und im Ausschuss für Bildung und Jugend (13. und 14. November 2018) ist noch nicht ganz klar, wie die Kindervilla genutzt werden soll. Klar hingegen ist allerdings, dass beide Ausschüsse dem Rat das Projekt empfohlen haben. Die Kämmerei hatte wegen der erwarteten überzeugenden Mehrheit bereits die voraussichtlichen Kosten von 380.000 Euro in die damalige Fassung des aktuellen Haushalts für 2019 eingestellt. Würde, wie ursprünglich angedacht, der Kindertreff im Obergeschoss eingerichtet werden, so müsste extra ein Aufzug eingebaut werden. Wenn aber andererseits die Großtagespflege in Obergeschoss gelegt würde, könnten 50.000 bis 75.000 Euro eingespart werden. Bürgermeister Michael Brosch brachte noch einen Alternativvorschlag zur Sprache. Anstelle von einer könnten zwei Großtagespflegeplätze U3 in der Kindervilla entstehen. Das ginge allerdings zu Lasten des Kindertreffs. Auch bei dieser Variante könnten die Kosten für einen Lift eingespart werden. Doch für die von Michael Brosch vorgeschlagene mögliche zweite Großtagespflege gibt es auch einen Monat später, im Dezember 2018, keine politische Mehrheit.
U3-Kinderbetreuung derzeit auf inakzeptablen Tiefstand
Die U3-Betreuung im Märkischen Kreis liegt derzeit (Stand: März 2019) bei 26,2 %. Ziel ist es dies innerhalb der kommenden sechs Jahre (bis 2024/25) auf mindestens 35 % zu erhöhen. Das war auch eine der Überlegungen von Bürgermeister Michael Brosch für seinen Vorschlag von zwei U3-Großtagespflegen in der Kindervilla einzurichten, da Halver auf einem sehr niedrigen Stand sei. Um die zum Ziel gesetzte Quote von 35 % zu erreichen müssen im Märkischen Kreis 238 U3-Plätze und 185 Ü3-Plätze geschaffen werden.
Am Nachmittag des 7. März 2019 war der Ausbau der U3-Plätze im Zuständigkeitsbereich des Kreis-Jugendamtes Märkischer Kreis auch Thema des Jugendhilfeausschusses (JHA) des Kreises im Kreishaus Lüdenscheid. Wenn die Politik den Plänen des Kreis-Jugendamtes folgt, geht es im Weiteren um 12,7 Millionen Euro, die in den nächsten fünf Jahren hier investiert werden sollen.
Nach aktuellem Stand sind in sieben von acht Städten und Gemeinden ohne eigenes Jugendamt (Balve, Halver, Herscheid, Kierspe, Meinerzhagen, Nachrodt, Neuenrade und Schalksmühle) insgesamt zwölf Vorhaben geplant, darunter die Kindervilla in Halver. Bei den zwölf Vorhaben handelt es sich um neun Kindergärten und drei Großtagespflegen. Dadurch können, so heißt es zu diesem Zeitpunkt, ab dem Jahr 2020 zusätzliche 149 U3-Plätze und 163 Ü3-Plätzegeschaffen werden. Denkbar wären die Plätze in der Großtagespflege sogar bereits ab dem Kindergartenjahr 2019/20. Mit der Umsetzung dieser zwölf Vorhaben könnte die Quote von 26,2 % auf 30,9 % steigen. Verschiedene Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten könnten mit bis zu 12,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. So könnten Großtagespflegen beispielsweise mit bis zu 130.000 Euro für Personal- und Sachkosten finanziert werden.
Der weitere Werdegang auf dem Weg zur Kindervilla
Aktuell im Februar/März 2019 ist, dass entgegen der ersten Ideen die Großtagespflege im Obergeschoss eingerichtet werden soll, während der Kindertreff ins Erdgeschoss kommt. Dadurch spart man die Aufzugskosten. Der Kindertreff wird eine Offene Kinder- und Jugendarbeit für Kinder zwischen fünf und elf Jahren (später war dann die Rede von sechs bis zehn Jahren) sein und täglich angeboten werden. Das ist dringend erforderlich, da es mit dem erzwungenen Umzug des Jugendzentrums vom Jugendheim ins Jugendcafé Aquarium für diese Altersgruppe kein Angebot mehr gab. Zwar wurden pro Woche zwei Stunden für diese Altersgruppe im neuen Bürgerzentrum angeboten, doch dies sei eine reine Alibifunktion, die nicht angenommen wurde, meinten Insider.
Im Januar 2019 machte eine große Ratsmehrheit Druck und drängte auf die Umsetzung der ehemaligen Stadtdirektorenvilla zur Kindervilla. Nunmehr, wie es scheint, ohne Rücksicht auf und ohne Einvernehmen mit dem Pflegedienst, der immer noch in dem Gebäude residiert und noch keinen Alternativstandort gefunden hat. Die Tage des Café Vier Jahreszeiten dürften damit gezählt sein und bald zu Ende gehen, befürchten die Senioren und Behinderten, die dieses Angebot bisher dankbar angenommen hatten, weil sie teilweise auch keine andere Beschäftigung mehr haben.
In der 8. KW (18. bis 24. Februar 2019) berät der Fachausschuss für Bildung und Jugend wieder einmal zum Thema Kindervilla. Die Pläne werden konkreter. Bereits Mitte Januar zeichnete sich ab, „dass der Pflegedienst ‚In guten Händen‘ der Halveranerin Melanie Hedtfeld aus der sogenannten Stadtdirektorenvilla ausziehen müsste“, wie Florian Hesse im Allgemeiner Anzeiger (18.02.2019) berichtete. Offensichtlich muss der Pflegedienst hier „verschwinden“, ohne dass die Stadt Halver bisher in der Lage war diesem ein geeignetes Objekt zu beschaffen. Eine mehr als traurige Angelegenheit für Halvers Politik. Wieder einmal wurden potentielle Wähler, nämlich die Senioren und Behinderten, erst einmal aufs politische Abstellgleis geschoben.
Inzwischen wurde auch bekannt, dass die aktuelle Planung, die Großtagespflege ins Obergeschoss zu legen, auf ein großes Problem stößt. Eine solche Großtagespflege muss nämlich aus dem Schlafbereich einen ebenerdigen Ausgang haben. Deshalb gab es zu diesem Punkt bereits unterschiedliche Meinungen in der Rechtsauffassung zwischen der Stadt Halver und dem Märkischen Kreis. Die Genehmigungsbehörde des Märkischen Kreises bezieht sich dabei auf Feuerwehrvorschriften auf der Grundlage einer Empfehlung des Feuerwehrverbandes Nordrhein-Westfalen. Als eventuellen Kompromiss in dieser Angelegenheit schlägt die CDU-Fraktionsvorsitzende Martina Hesse vor, den Rettungsweg über das Dach der Garage und weiter über eine Anschüttung zur Schulstraße hin zu führen. Dieser Vorschlag wurde nun in der vorgeschlagenen Form einer Rampe in die Planungen einbezogen und bereits genehmigt, wie es Anfang Mai 2019 hieß. Mehrkosten würden dadurch wohl nicht entstehen.
Für die Trägerschaft beider Einrichtungen wurde die Sentiris GmbH vorgeschlagen, die in Zusammenarbeit mit der Stadt Halver bereits Angebote für Kinder in Halver und für Jugendliche in Halver-Oberbrügge betreibt. Für die Großtagespflege ist dazu allerdings das Votum des Kreises entscheidend und es gibt dafür auch schon andere Interessenten. Die Personalstärke wurde auf 3,0 Planstellen aufgestockt. Die Finanzierung übernimmt zu 70 % der Kreis und zu 30 % die Stadt.
Im September 2019 wurde bekannt, dass das Jugendamt des Märkischen Kreises dem Jugendhilfeausschuss (JHA) vorschlagen wolle die Großtagespflege in der neuen Kindervilla der gemeinnützigen Sentiris GmbH zu übertragen. Kristian Hamm, der Geschäftsführer der Sentiris GmbH zeigte sich bei dieser Nachricht freudig überrascht. Angesichts des guten Konzeptes, dass die Sentiris GmbH vorgelegt hat, gilt die Vergabe an die Sentiris GmbH so gut wie sicher. Bereits am 18. September 2019 beschloss der Jugendhilfeausschuss des Märkischen Kreises dies dann auch einstimmig. Die Bedingungen in Halver ergeben lediglich drei Personalstellen. Zusätzliches Personal wird es auch nach dem Umbau zur Kindervilla im Jahr 2020 nicht geben. Dies bestätigte Alexander Siebel, Fachberater für Kinder- und Jugendarbeit beim Märkischen Kreis. Die Stadt kann eine zusätzliche Stelle kaum stemmen. „Das zerschießt den Haushalt“, sagte Kämmerer Markus Tempelmann. Werner Lemmert (UWG) schlug die Bildung eines Fördervereins vor, der sich dann für die Belange der Kindervilla kümmern könnte.
Traurig: Kein öffentliches Behinderten-WC für Halver
Ursprünglich, bevor noch an die Errichtung einer Kindervilla gedacht wurde, war im Rahmen der Spielplatzplanungen eine Toilette und ein Wickelraum in der Remise der Villa Wippermann angedacht. Die antragstellenden Fraktionen (CDU, FDP, UWG und Grüne) hatten dies kritisch betrachtet. Die Verwaltung folgte nun diesen Bedenken und plädiert nun, wie schon erwähnt, diese in den Garagenanbau der Kindervilla einzubauen. Die Remise soll, wie es in der zweiten Februarhälfte 2019 hieß, einer Nutzung für Schulen, Vereine und Künstlern vorbehalten sein. Schade, dass man hier von Seiten der Stadt den Vorschlag von Axel Ertelt nicht aufgegriffen hat hier ein öffentliches Behinderten-WC einzurichten (vgl. dazu den Leserbrief „Behinderten-WC als Ergänzung zum Spielplatz?“ von Axel Ertelt im Allgemeiner Anzeiger vom 16.03.2018). So etwas fehlt in Halver vor allem bei den Großveranstaltungen (Kirmes, Halveraner Herbst und vieles mehr), wenn das Rathaus und das Heimatmuseum geschlossen sind, in denen die einzigen öffentlichen Behinderten-WCs sind, die zur Verfügung stehen würden. Die Behinderten bleiben damit wieder einmal auf der Strecke. An die denkt man wohl nicht. Und dabei will Halver doch barrierefreier und behindertenfreundlicher werden.
In einem ihrer Wahlflyer zur Kommunalwahl 2020 („Projekte in und um Halver“) rühmen sich die Grünen damit, zusammen mit der UWG, eine Toilette in der Remise verhindert zu haben: „Remise an der Villa – Ein denkmalgeschützter Bau und eine Idee der Verwaltung: eine öffentliche Toilette. Die UWG und die Grünen haben dies verhindert und gemeinsam erarbeitet, dass das WC in der Kindervilla integriert wird. Die Remise kann bald für die Kinder- und Jugendarbeit benutzt werden.“
Herzlichen Dank an die UWG und die Grünen für diesen absoluten Schwachsinn einer behindertenfeindlichen Politik, mit der sie unter anderem auch ein sinnvolles Behinderten-WC verhindert haben, das in Halver so dringend fehlt. Wieder einmal ein Beispiel dafür, dass die Politik vollkommen versagt hat! Di jetzige Räumlichkeit in der Remise ist ein dunkles Loch, in dem kaum jemand wirklich etwas machen möchte. Unseres Wissens steht sie immer unbenutzt leer…
Läuft der Stadt die Zeit davon?
Aus baulicher Sicht waren die Weichen bereits im November 2019 für den Umbau der früheren Stadtdirektorenvilla zur Kindervilla gestellt. Jedenfalls hatte der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen den Baubeschluss am 12. November 2019 gefasst. Damals sagte Bauamtsleiter Michael Schmidt, dass die Inbetriebnahme des Gebäudes zum Beginn des Kindergartenjahres im August 2020 stattfinden würde. Bis Ende Februar 2020 hat sich allerdings vor Ort noch nichts getan und es hat den Anschein als ob in Sachen Kindervilla der Stadt Halver wieder einmal die Zeit davonläuft…
Noch Ende Januar 2020 hieß es, dass Mitte Februar die notwendigen Tiefbauarbeiten für die Zuwegung von der Mittelstraße aus über den Garagenanbau erfolgen sollten. Im März oder April sollten dann die Umbauarbeiten im Außenbereich der Villa erfolgen. Ende Juli soll, so ist man zu diesem Zeitpunkt noch optimistisch, die Kindervilla an den Träger übergeben werden. Für die institutionelle Großtagespflege steht die gemeinnützige Sentiris GmbH als Träger fest. Unklar ist Anfang Februar jedoch noch, wer dies für den zweiten Bereich, der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), wird. Nach wie vor lag immer noch kein Konzept für die inhaltliche Ausgestaltung dieses Bereichs vor. Im Gespräch für die Kinder- und Jugendarbeit war auch der Jugendtreff Aquarium. Dann wären es zwei Mieter in der Kindervilla. Würde die Sentis GmbH dies auch übernehmen wäre es nur ein Mieter, was von Vorteil wäre.
Die Bauarbeiten beginnen – Sentiris übernimmt beide Bereiche
Anfang März 2020 stand dann endgültig fest: Die Sentiris GmbH übernimmt beide Bereiche. Ab dem ersten Augustwochenende ist der Start geplant. Dann soll dort auch der „Junior Tag“ angeboten werden, der bisher im Bürgerzentrum stattfand. Für den Sommer 2020 wurde eine Kinderkonferenz geplant, zu der alle Halveraner Kinder eingeladen waren um ihre Ideen und Wünsche für das künftige Programm der Kindervilla einzubringen. Die Angebote der Kindervilla sollen für Kinder und Familien kostenfrei sein. Ein Förderverein für die Kindervilla soll gegründet werden. Sentiris-Geschäftsführer Kristian Hamm ist überzeugt davon, dass Fördervereine nicht nur finanziell unterstützen können, sondern auch dazu beitragen die Idee der Kindervilla mit Leben zu füllen.
Ende März 2020 war die Kindervilla noch eingerüstet. Die Anbindung mit einer Rampe aus dem Obergeschoss über die Garage zur Mittelstraße war bereits gepflastert und daher so gut wie fertiggestellt. Ein neues Dach und ein neuer Anstrich sollten jetzt folgen. Trotz der Corona-Pandemie gingen die Arbeiten zügig voran. In der 2. Juni-Hälfte war der Startschuss für die Großtagespflege auf den 1. August 2020 festgelegt. Drei Tagespflegekräfte seien dafür bereits fest angestellt, die zum 1. August die Arbeit aufnähmen. Neun Kinder unter drei Jahren werden im Erdgeschoss betreut. Die Plätze dafür waren im Juni bereits alle vergeben.
Ende Juli 2020 sind die Bauarbeiten an der Kindervilla in den letzten Zügen und so gut wie abgeschlossen. Die ehemalige Stadtdirektorenvilla erstrahlt in einem völlig neuen Outfit. Die Arbeit im Untergeschoss wird zum 1. August und die im Obergeschoss zum 1. September 2020 aufgenommen erklärte Kristian Hamm. Ab dem Montag (03.08.2020) betreuen 2 Vollzeitzeit- und 2 Teilzeitkräfte die Großtagespflege. Hinzu kommen noch eine studentische Hilfskraft, 2 Reinigungskräfte und eine Leiterin der OKJA. Damit wurden für diesen Bereich acht neue Arbeitsplätze geschaffen.
Die Eröffnungsfeier der Kindervilla wurde von Sentiris am 1. August 2020 in zwei Etappen gefeiert. Morgens wurde mit den Kindern gefeiert und am Abend gab es die offizielle Feier mit geladenen Gästen. Ca. 80 Gäste aus Politik und Verwaltung, dem Jugendamt Märkischer Kreis und der am Umbau beteiligten Handwerkerschaft, des AWO-Kindertagespflegebüros sowie des Sentiris-Teams feierten im Freien bei einer lockeren und ungezwungenen Atmosphäre. Als einen „guten Tag für Halver“ bezeichnete Kristian Hamm den Tag der Eröffnung. Am 13. September 2020, dem Tag der Kommunalwahl, konnte man sich einen ersten Eindruck verschaffen. Von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr an diesem Tag öffnete auch erstmals das „offene Angebot für Kinder von 6 bis 11 Jahren“. Das Angebot beschränkt sich zu dieser Zeit erst einmal auf dienstags und freitags.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Schrage, Dr. Jana: „Projekte in und um Halver“; Wahlflyer der Grünen zur Kommunalwahl 2020
Hesse, Florian; „Trägerfrage für Kindervilla geklärt“; Allgemeiner Anzeiger, 03.03.2020
Hesse, Florian; „Neues Dach für die Kindervilla“; Allgemeiner Anzeiger, 26.03.2020
Hesse, Florian; „Kindervilla: Starttermin ‚ist gesetzt‘“; Allgemeiner Anzeiger, 20.06.2020
Hesse, Florian; „Die Kindervilla startet durch“; Allgemeiner Anzeiger, 10.09.2020
Hesse, Florian; „Schnuppertag in der Kindervilla“; Allgemeiner Anzeiger, 16.09.2020
Lorencic, Sarah: „Wo ein Wille ist, ist eine Kindervilla“; Allgemeiner Anzeiger, 12.03.2020
Salzmann, Monika: „Guter Tag für Halver“; Allgemeiner Anzeiger, 03.08.2020
Witzel, Julian: „Bunt, hell und einladend“; Allgemeiner Anzeiger, 31.07.2020
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 02.02.2021 22:08:37 Uhr.